Wissenschaftliche Untersuchung an der Humboldt-Universität zu Berlin zur Wirkung des TTOUCH® auf  die Gehirnströme von Pferden

Maria Röder, Aug. 2005

An elf gesunden und wachen Pferden wurde die Frage nach der Wirkung der Behandlungsmethode des TTOUCH® auf ein von der Kopfoberfläche abgeleitetes EEG (Elektroenzephalogramm) untersucht.

Was ist ein EEG?

Das Elektroenzephalogramm (EEG) stellt ein Maß der hirnelektrischen Aktivität dar und gibt Auskunft über Erregungsvorgänge in der Großhirnrinde. Die abgeleiteten Potentialschwankungen sind die Folge einer Summation erregender und hemmender postsynaptischer Potentiale, die mit gewisser Synchronität in größeren Zellverbänden des Kortex auftreten. Die für das EEG charakteristischen Wellenformen beruhen auf eben solchen zeitgleichen Potentialverschiebungen in den obersten Schichten der Hirnrinde. Die Amplituden der Wellen werden grösser, wenn im entspannten Zustand viele postsynaptische Potentiale gleichzeitig auftreten (Synchronisation).

Die Desynchronisation hingegen beruht auf einer Aufhebung dieser zeitlichen Übereinstimmung und ist ein Indiz für die Aktivierung der Hirnrinde. Die Frequenz der Wellen nimmt zu, jedoch wird die Amplitude der einzelnen Wellen kleiner. Vor diesem physiologischen Hintergrund ist es möglich, Zusammenhänge von Gehirnwellen und Bewusstseinszuständen herzustellen. In der Humanmedizin etablierten sich einige Definitionen für grundlegende Normzustände. So ist der normale Wachzustand mit permanenter Alarmbereitschaft beim Menschen der sogenannte Beta-Zustand. Das Gehirn schwingt mit einer Frequenz von ca. 13 bis 31 Hz. Der Charakter dieses Zustandes reicht von Wachsamkeit über Problemlösungen, Angespanntheit, Stress, Unausgeglichenheit bis zur Panik. Der nächste Zustand wird als Alpha-Zustand bezeichnet. Die Frequenzen betragen 8 bis 13 Hz. Der Alpha-Zustand ist im Gegensatz zum Beta-Zustand ein «ruhigerer» Zustand. Seine Indikatoren sind leichte Aufmerksamkeit, erleichterte Konzentration, erhöhte Lernund Merkfähigkeit. Es ist ein entspannter und ausgeglichener Zustand, aber dennoch energetisiert und wach. Der Theta-Zustand ist definiert durch eine Frequenz von 4 bis 8 Hz. Er ist kennzeichnend für tiefe Entspannung. Wir erleben ihn während des Schlafs und in tiefer Meditation. Delta-Zustände (1 bis 3 Hz) sind Zustände tiefster Entspannung im Tiefschlaf, außerhalb unserer Wahrnehmung. Grundsätzlich sind alle Frequenzen in jedem Zustand aktiviert – es ändern sich nur die Verhältnisse, die Amplituden und die Synchronisation. Die Ausprägung dieser Hintergrundaktivität im Wachzustand ist zudem noch sehr individualspezifisch.

Was ist TTOUCH®?

Der Tellington-Touch beruht auf der Erkenntnis, dass Verhaltens- und Bewegungsmuster durch leichte, schmerzfreie, ungewohnte Bewegungen und Berührungen gelöst werden können. Eine Anzahl kreisender, hebender und gleitender, sehr bewusst ausgeführter Berührungen des Tieres sollen das Nervensystem und die Körperzellen auf ungewohnte Weise aktivieren. Mit den Touchs wird Haut in Kreisen über darunterliegendes Gewebe bewegt und nicht – wie in der Massage oder Akupressur üblich – verspannte Muskulatur bearbeitet. Trotz dieser sanften Berührungen erhebt der TTouch den Anspruch, über die entspannende Wirkung hinaus durch die speziellen Kreisbewegungen aktivierend auf die Körperfunktionen zu wirken.

Der Versuch

Um mögliche Veränderungen der Gehirntätigkeit während und nach der Anwendung des TTOUCH® bei den Pferden zu erkennen, gingen letztendlich je vier EEG-Ableitungen der elf Pferde in die Analyse ein. Sechs der elf Pferde wurden einer TTOUCH®-Behandlungsreihe unterzogen, welche jeweils zehn, individuell auf das Pferd abgestimmte Einzelsitzungen beinhaltete. Die erste und zehnte Behandlung wurde dabei von der jeweils zweiten und dritten EEG-Messung begleitet.

Fazit der Untersuchungen ist primär die Erkenntnis, dass EEG-Messungen bei Pferden außerordentlich schwierig sind und dass es noch einer gehörigen Menge an Grundlagenforschung bedarf, um das Pferde-EEG richtig deuten zu können.

Der Hirnschädel des Pferdes  ist im Vergleich zum Gesichtsschädel sehr klein. Das Gehirn liegt tief im Schädel und ist von mächtigen Ohr- und Kaumuskeln, sowie seitlich vom Kiefergelenk und Jochbeinbogen umgeben. Eine oberflächliche EEG-Ableitung ist damit nur in einem sehr kleinen zentralen Stirnbereich möglich.

Halbblutaraberstute Hara mit  lederner Elektrodenmaske und Elektrodenanschlussbox

Die EEG´s der vorliegenden Studie zeigten ein sehr uneinheitliches Wellenbild von Messung zu Messung. Trotz gutmütiger und geduldig ruhiger Versuchstiere störten zahlreiche Muskelartefakte das Bild und machten eine eindeutige Zuordnung von Ableitungen zu Muskeln oder Gehirnströmen schwer. Ein Vorherrschen bestimmter Frequenzgruppen im Sinne eines alpha- oder betadominierten Musters war nicht zu erkennen. Obwohl der Normzustand für ein Pferde-EEG mit diesen Ergebnissen nicht zu definieren ist, gab es doch einen sichtbaren Einfluss des TTOUCH®!

Während der TTOUCH®-Messungen gab es eine deutliche Tendenz zur Erhöhung der Alphaaktivität. Das heißt, Frequenzen um 10 bis 13/15 Hz waren im EEG vermehrt vertreten. Diese Frequenzen sprechen für einen beruhigten und entspannten Zustand des Pferdes. Auch Beta- und Thetawellen wurden aktiviert, wenn auch in geringerem Maße. Interessant ist, dass sich die Gesamtaktivität des Gehirns (oder auch eingestreuter Muskeln) dabei nicht veränderte, d.h., das Gehirn ist beim TTOUCH® keineswegs weniger aktiv , sondern in einem entspannteren  Frequenzbereich tätig.

Die Synchronisation der Gehirntätigkeit zwischen der linken und rechten Gehirnhälfte ist beim Pferd sehr gering und wird vom TTOUCH® nicht beeinflusst. Grundsätzlich ergab die Untersuchung eine Dominanz der Aktivität der linken gegenüber der rechten Gehirnhälfte, was ebenfalls vom TTOUCH® unbeeinflusst blieb. (Ich warne an dieser Stelle vor Interpretationen in Richtung rationaler und emotionaler Seitendifferenz, die bislang für das Pferd in keiner Weise nachgewiesen wurden!)

Bleibt zu sagen, dass alle Versuchspferde den TTOUCH® in vollen Zügen genossen haben (so machen Tierversuche Spaß). Obwohl alle Pferde gesund waren, profitierte jedes von ihnen von der wohltuenden Wirkung der Therapeutenhände und kein Zuschauer wird die Wirkung abstreiten. Natürlich passiert etwas im Gehirn der Tiere, nur ist es aufgrund der Anatomie des Pferdeschädels nicht so einfach, mit einer für den Menschen entwickelten Messmethode zu den tiefen Vorgängen des Gehirns bei einem wachen Pferd von außen vorzudringen.

In diesem Sinne müssen wir uns vorerst trotz andauernder Neugier und Wachsamkeit damit abfinden, dass:

„nicht alles was zählt, gezählt werden kann und nicht alles was gezählt werden kann, zählt“! (Albert Einstein)